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Digitalisierung


Den Handel mit digitalen Lösungen erleichtern

Was sind Handelserleichterungen?

Wenn Waren Grenzen überschreiten, werden zahlreiche Dokumente benötigt – in der Regel auf Papier. Oftmals sind Handelsprozesse komplex und nicht transparent. Viele Schritte hängen maßgeblich vom Faktor Mensch ab. Denn Handelsdokumente werden handschriftlich unterzeichnet und Frachtsendungen physisch kontrolliert.

Im Jahr 2017 trat das Abkommen über Handelserleichterungen der Welthandelsorganisation (WTO) in Kraft. Das Ziel: Zeit- und Kostenaufwand für grenzüberschreitende Handelsprozesse reduzieren. Dies kann durch die Vereinfachung von Import-/Exportprozessen und Dokumenten sowie durch die Reduzierung menschlicher Interaktion erreicht werden. Digitalisierung spielt eine entscheidende Rolle und eröffnet neue Handlungsmöglichkeiten.

„2014 verfolgte die Reederei Maersk einen Kühlcontainer mit Rosen und Avocados von Kenia in die Niederlande, um das Labyrinth aus physischen Prozessen und Papier-Unterlagen zu dokumentieren. Die Zahlen sprechen für sich: Rund 30 Akteur*innen und mehr als 100 Personen waren an der gesamten Reise beteiligt – mit mehr als 200 Interaktionen. Die Lieferung benötigte etwa 34 Tage vom Landwirtschaftsbetrieb bis zum Einzelhandel, einschließlich 10 Tagen Wartezeit für die Bearbeitung der Dokumente.“

Emmanuelle Ganne, Can blockchain revolutionize international trade, Welthandelsorganisation, 2018

Handel durch Digitalisierung erleichtern

Bevor Waren Grenzen überschreiten können, müssen am Handel Beteiligte (d.h. Exporteur*innen, Importeur*innen, Agent*innen) zahlreiche Dokumente einholen und Erklärungen bei verschiedenen Grenzbehörden (z.B. Zoll, Hafenbehörde) abgeben. Diese Vorgänge sind zeitintensiv. Durch die Digitalisierung dieser Verfahren wird der Zeit- und Kostenaufwand zur Einhaltung der Aus-/Einfuhrbestimmungen verringert.

Waren um die Welt zu transportieren benötigt immer noch Zeit, denn Schiffe und Flugzeuge sind nicht schneller als vor 20 Jahren. Jedoch können begleitende Informationen und Dokumente (z.B. Rechnungen, Frachtbriefe und -verzeichnisse, Ursprungszeugnisse), dank der Digitalisierung schneller ankommen als früher. Die Erleichterung des Informations- und Datenverkehrs durch digitale Systeme kann daher den grenzüberschreitenden Warenverkehr beschleunigen.

Beispiel: Single Window

Ein „Single Window“-System verbindet mehrere Behörden miteinander. Das System ermöglicht es den Händler*innen, Informationen nur einmal elektronisch zu übermitteln und dann die erforderlichen Dokumente, Genehmigungen und Erklärungen zu erhalten. Sie können sogar elektronisch bezahlen.
Das gesamte Aus-/Einfuhrverfahren kann über das Single Window abgewickelt werden, anstatt alle Behörden aufzusuchen und dieselben Informationen mehrfach einzureichen.

Die Händler*innen übermitteln die Angaben zur Ladung (z.B. Wert, Gewicht, Beschreibung der Waren)
nur einmal im Single Window-System und können verschiedene Dokumente an einem Ort beantragen. Die Informationen werden dann von mehreren Behörden verwendet, um die erforderlichen Aus-/Einfuhrdokumente elektronisch auszustellen.

Beispiel: Pre-Arrival Processing und Risikomanagement

In vielen Ländern werden alle Begleitdokumente oder die eingeführten Waren selbst physisch geprüft. Dies führt oft zu langen Wartezeiten bei der Abfertigung der Waren. Um den Prozess zu beschleunigen, können sich die Grenzbehörden im Einfuhrland auf die Frachtinformationen stützen, die ihnen schon vor der Ankunft der Waren vorliegen (d.h. noch während sich die Lieferungen in der Luft oder auf dem Wasser befinden).

Wenn Ladungsverzeichnisse (d.h. die Liste aller auf einem Schiff oder in einem Flugzeug befindlichen Güter mit detaillierten Angaben zu Ursprung, Käufer*in, Gewicht, Beschreibung usw.) noch vor der Ankunft der Waren eingereicht werden, können die Zollbehörden eine Vorabfertigung („Pre-Arrival Processing“, PAP) durchführen. Zu diesem Zweck erstellen die Zollverwaltungen anhand bestimmter Kriterien (z.B. Ursprung, Art der Waren, Wert) Risikoprofile. Anhand des Ladungsverzeichnissen wird dann
eine Risikobewertung der Fracht durchgeführt.

Waren, die kein Risiko darstellen, können bei der Ankunft ohne physische Kontrolle direkt abgefertigt werden. Andere Waren werden kontrolliert. Elektronische, erweiterte Frachtdaten helfen dabei, die Kontrollquote zu senken und die Abfertigung zu beschleunigen.

Dieser Artikel ist auch als PDF-Dokument verfügbar.

Autor: Edouard Descôtis, Projektmanager, Deutsche Allianz für Handelserleichterungen
Editorin: Pia-Christine Binder, Spezialistin für Kommunikation, Deutsche Allianz für Handelserleichterungen


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Bildquelle: gopixa – stock.adobe.com

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