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Authorised Economic Operator (AEO)


Definition, Relevanz und Anwendung

In den letzten Jahrzehnten haben die wirtschaftlichen Entwicklungen zu einer zunehmend vernetzten Welt geführt. Das Volumen des grenzüberschreitenden Handels mit Waren und Dienstleistungen ist stetig gewachsen. Laut Handelsstatistiken der Welthandelsorganisation (WTO) ist der Welthandel von 6,2 Billionen US-Dollar im Jahr 2001 auf 22,4 Billionen US-Dollar im Jahr 2021 gestiegen. Das ist ein Wachstum von 260%.

Allerdings ist der internationale Handel seit 2001 auch risikoreicher geworden, z.B. durch Terrorismus und internationale Kriminalität. Daher hat die Sicherheit internationaler Lieferketten sowie die strikte Einhaltung von Regularien an Bedeutung gewonnen – von der Herstellung einer Ware bis zu ihrer Ankunft bei dem/der Endverbraucher*in. Als Reaktion auf die erhöhten Sicherheitsanforderungen und um internationalen Handel resilienter und sicherer zu gestalten, hat die Weltzollorganisation (WZO) 2005 das SAFE Framework of Standards verabschiedet. Es handelt sich hierbei um eine Reihe von Empfehlungen an Zollorganisationen, um Standards festzulegen, die die Sicherheit und Erleichterung der Lieferkette gewährleisten. Das SAFE Framework gibt den globalen Standard für die sogenannten „Authorised Economic Operator“ (AEO)-Programme (deutsch: zugelassene Wirtschaftsbeteiligte) vor.

Was ist ein „Authorised Economic Operator“ (AEO)?

Das SAFE-Framework definiert einen AEO als „eine am internationalen Warenverkehr beteiligte Partei, in welcher Funktion auch immer, die von oder im Namen einer nationalen Zollverwaltung als konform mit der WZO oder gleichwertigen Sicherheitsstandards für die Lieferkette genehmigt wurde”.[1] AEOs sind Unternehmen, welche die von der WZO definierten Compliance- und Sicherheitskriterien erfüllen. Dadurch stellen sie ein geringeres Risiko für den Zoll und andere Grenzbehörden dar. Durch die Teilnahme an einem AEO-Programm profitieren Unternehmen von weniger physischen Warenkontrollen und kürzeren Abfertigungszeiten an den Grenzen.

Vorteile des AEO-Status für Unternehmen
  • Schnellere Freigabezeiten durch weniger Dokumentenprüfungen und Zollkontrollen
  • Bevorzugte Bearbeitung von Anfragen und Anträgen an die Zollbehörde durch einen speziellen AEO-Helpdesk
  • Vereinfachte Zollanmeldungen und Transitverfahren
  • Zahlungsaufschub
  • Geringere Garantieanforderungen

Dieser risikobasierte Ansatz bringt auch für den Zoll und andere Grenzbehörden Vorteile. Während das Handelsvolumen kontinuierlich zunimmt, sind die Ressourcen bei den Zollbehörden konstant geblieben. Es herrscht große Nachfrage nach einem risikobasierten und zielgerichteten Ansatz, um rechtmäßigen Handel zu erleichtern und den bürokratischen Aufwand an den Grenzposten zu verringern. Ein AEO-Programm kann die Zollbeamt*innen dabei unterstützen, ihre begrenzten Ressourcen auf risikoreiche Sendungen zu konzentrieren, anstatt jede einzelne zu kontrollieren. Erweiterte elektronische Daten, Risikomanagementtechniken und Sicherheitstechnologien ermöglichen es ihnen, effizienter und effektiver zu arbeiten und gleichzeitig die Sicherheit der Lieferkette zu stärken.

In Artikel 7.7 des Abkommens über Handelserleichterungen der WTO sind Handelserleichterungs-maßnahmen für zugelassene Wirtschaftsbeteiligte festgelegt. Auch der AEO-Ansatz ist hier verankert. Darüber hinaus legt die überarbeitete Kyoto-Konvention 3.32 besondere Verfahren für die Abfertigung und andere Zollverfahren für befugte Personen fest.

AEO-Programme als gegenseitiges Vertrauensumfeld

Die Hauptidee hinter den AEO-Programmen ist es, Partnerschaften zwischen den Zollbehörden und den Unternehmen zu schaffen, die die Sicherheit entlang der Lieferkette verbessern. Dies erfolgt durch ein Umfeld mit gegenseitigem Vertrauen und die Erleichterung von rechtmäßigem, risikoarmen Handel. Die Programme stehen allen Akteur*innen der Lieferkette zur Verfügung, die am internationalen Warenverkehr beteiligt sind. Nicht nur Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen herstellen, exportieren oder importieren, können den AEO-Status beantragen. Auch andere Wirtschaftsbeteiligte, insbesondere Intermediäre wie Speditionen, Abfertigungsagent*innen, Lagerunternehmen und Häfen, Flughäfen oder Terminalbetreiber*innen, können von den Vorteilen eines AEO-Status profitieren. Intermediäre können mehr Vorteile beim Frachtumschlag von Exporteur*innen, Importeur*innen und Hersteller*innen erhalten, die einen solchen Status besitzen.Die Zollbehörden betrachten Unternehmen mit AEO-Status als zuverlässige und sichere Partner*innen. Die Unternehmen müssen eine Selbsteinschätzung der Compliance- und Sicherheitskriterien abgeben. Zusätzlich überprüfen die Zollbehörden durch Besuche in den Räumlichkeiten und Betrieben des/der Antragstellenden, ob bestimmte Anforderungen erfüllt werden.

Aktueller Stand der AEO-Programme
  • 97 AEO-Programme sind derzeit weltweit in Betrieb
  • 20 AEO-Programme befinden sich derzeit weltweit in Entwicklung

    Das WZO-Handbuch der AEO-Programme ist zu einer wichtigen Informationsquelle für Zollbehörden, Einzelpersonen und Organisationen geworden, die an den neuesten Entwicklungen in Bezug auf solche Programme interessiert sind.

    Basierend auf den von der WZO für 2020 gesammelten Informationen
Herausforderungen bei der Umsetzung von AEO-Programmen

Trotz der potenziellen Vorteile von AEO-Programmen für den öffentlichen und den privaten Sektor, gibt es noch einige Hindernisse, die eine vollständige Anwendung des Ansatzes in vielen Ländern verhindern. Diese führen zu einer stagnierenden Nutzung von AEO-Programmen und erschweren die Umsetzung der Leistungen für alle beteiligten Akteur*innen. Zu den zentralen Herausforderungen bei der Umsetzung gehören:

  • Zollverwaltungen verfügen nicht über ausreichende Ressourcen, um Risikomanagement anzuwenden und das Personal in Bezug auf die Sicherheit der Lieferkette zu schulen.
  • Fehlende Anerkennung des AEO-Status durch andere Grenzbehörden.
  • Unzureichende Klarheit über das Design und den Zweck des Programmes.
  • Geringe Flexibilität bei den Zulassungsvoraussetzungen.
  • Fehlende Einbeziehung von relevanten Stakeholdern und Entwicklungen des Privatsektors.
  • Unstimmigkeiten bei der Gewährung von Vorteilen in Häfen und Grenzposten.
  • Hindernisse für die Zertifizierung und die Teilnahme von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU).

Indem die Zusammenarbeit innerhalb staatlicher Behörden und zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor gefördert wird, können durch AEO-Programme größere Vorteile für alle Beteiligten erzielt werden.

Umsetzung von AEO-Programmen als Projekt für Handelserleichterungen

Die Deutsche Allianz für Handelserleichterungen berät Partnerländer beim Aufbau und der Stärkung des Risikomanagements, z.B. durch die Unterstützung bei der Umsetzung von AEO-Programmen. Die maßgeschneiderten Projekte adressieren die Herausforderungen mit konkreten Lösungen.

Lesen Sie mehr zu konkreten Maßnahmen in

Autorin: Alusha Talvar, Spezialistin für Monitoring und Evaluierung, Deutsche Allianz für Handelserleichterungen
Editorin: Pia-Christine Binder, Spezialistin für Kommunikation, Deutsche Allianz für Handelserleichterungen

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[1] Quelle: https://tfig.unece.org/contents/authorized-economic-operators.htm

Bildquelle: StreetonCamara/Shutterstock.com

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