Das internationale Handelsvolumen wächst stetig. Während die Zahl der Sendungen jedes Jahr zunimmt, bleibt die Kapazität der Grenzbehörden meist unverändert. Das führt zu einer hohen Auslastung für Zoll und Häfen. Derzeit basieren die Freigabeprozesse in Kambodscha und Sri Lanka auf Papierdokumenten. Mit den wachsenden Sendungszahlen stoßen papierbasierte Verfahren an ihre Grenzen und hindern einen schnelleren Fluss von Waren. Die Erleichterung des Handels ist für Kambodscha und Sri Lanka wichtig, um mit den globalen Lieferketten Schritt zu halten und so ihre wirtschaftliche Entwicklung zu fördern.
Die Zollbehörden von Kambodscha und Sri Lanka erhalten relevante Informationen zur Seefracht (z. B. Frachtmanifest, Ursprungszeugnis) 24 Stunden vor der Ankunft eines Containerschiffs. So bleibt nur eine kurze Zeitspanne, um Kontrollen zur Freigabe der Ware durchzuführen. Alle Informationen sind jedoch bereits viele Wochen im Voraus anderen Akteur*innen in der Lieferkette bekannt, wie z.B. den Export-Unternehmen oder Reedereien. Derzeit werden diese Informationen nicht an die Zollbehörden weitergegeben. Daher können sie ihre Abfertigungsprozesse nicht im Voraus planen. Der ineffiziente Umgang mit Daten führt zu Wartezeiten für Unternehmen und verhindert den reibungslosen Warenfluss – was zu erhöhten Kosten für Unternehmen und den Zoll selbst führt.
WAS WIR TUN
Im Projekt „Digitising Global Maritime Trade“ (DGMT) arbeiten Partner*innen aus dem öffentlichen und privaten Sektor zusammen, um den digitalen Zugang des Zolls zu Seefrachtinformationen in Kambodscha und Sri Lanka zu verbessern. Die Zollbehörden können diese Daten verwenden, um Risikoanalysen durchzuführen und den Abfertigungsprozess noch vor Ankunft der Waren im Hafen zu planen. Kern des Projekts ist die Beratung bei der Konzeption und Implementierung digitaler Verfahren, die eine risikobasierte Abfertigung von Seefracht vor der Ein- und Ausfuhr von Waren ermöglichen (Pre-Arrival und Pre-Departure Processing). Die Projektaktivitäten lassen sich in drei Komponenten unterteilen.
In Komponente 1 (abgeschlossen) wurde die Software ASYHUB Maritime von der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) entwickelt. Die Software ermöglicht den digitalen Austausch von Vorab-Seefrachtinformationen mit den Zollbehörden in Sri Lanka und Kambodscha. Beide Ländern nutzen bereits ASYCUDAWorld und Plattformen für Frachtdaten, wie z.B. TradeLens.
Nach dem Testen des ASYHUB-Systems begann die Pilotierung und ist derzeit noch unter Komponente 2 in Umsetzung. Um sicherzustellen, dass die neuen digitalen Prozesse allen Anforderungen gerecht werden, wird das aktuelle organisatorische und operative Umfeld der Zollbehörden analysiert. Die Analyse umfasst auch die vorhandene IT-Infrastruktur und den regulatorischen Rahmen des Landes. Als nächster Schritt nach der Bewertung wird eine maßgeschneiderte Version der Software in der Betriebsumgebung der Zollbehörden bereitgestellt.
Die Pilot-Phase umfasst zudem Schulungen für Zollbeamt*innen sowie für Interessenvertreter*innen des Privatsektors. Über alle Aktivitäten hinweg erleichtert das Projekt den Austausch zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor, Änderungen in bestehenden Prozessen berücksichtigen stets beide Perspektiven.
Das Projekt arbeitet mit Handelsinformationsanbieter von erweiterten Seefrachtdaten zusammen, um die Integration mit ASYHUB und den Zollbehörden zu testen. Die Software-Lösung steht allen interessierten Parteien offen.
In Komponente 3 sind Sensibilisierung und Upscaling ein integraler Bestandteil. Die beiden Pilotländer werden ihre Erfahrungen mit anderen Zollbehörden teilen, um eine Erweiterung des Ansatzes auf weitere Länder zu initiieren.
VORTEILE
Der Zugang zu digitalen Informationen wird es den Zollbehörden ermöglichen, Fracht vor der Ankunft und Abreise zu bearbeiten.
Zollbehörden können früher bestimmen, welche Sendung geprüft und welche freigegeben werden soll. Es erleichtert die Arbeit der Zollbeamt*innen und ermöglicht es ihnen, ihre Zeit auf relevante Kontrollen zu konzentrieren, anstatt Papierarbeit zu erledigen.
Unternehmen wissen im Voraus, ob ein Container bei der Ankunft/Abfahrt freigegeben wird oder ob er im Hafen physisch inspiziert wird. So können sie die weitere logistische Abwicklung frühzeitig planen.
Insgesamt reduziert dies den Zeit- und Kostenaufwand des Seehandels für Import- und Exportunternehmen sowie für die Zollbehörden.
ERFAHREN SIE MEHR
Projektvideo Sri Lanka
Sri Lanka entwickelt sich zu einem Zentrum für Handel und Logistik in der südasiatischen Region. Im Video beschreiben die Partner*innen den Ausgangspunkt und Ansatz des Projektes.
Podiumsdiskussion
Auf dem Virtual High Level Forum 2020 diskutierten die Projektpartner*innen ihre Erwartungen an das Projekt und den Nutzen der öffentlich-privaten Partnerschaft.
Bildquelle Header: Tom Fisk/pexels.com
Bezug zum Abkommen über Handelserleichterungen
Das Projekt trägt zur Umsetzung der folgenden Artikel des Abkommens für Handelserleichterungen der Welthandelsorganisation bei:
Artikel 7.1: Freigabe und Abfertigung von Waren: „Pre-Arrival“ Zollabfertigung
Artikel 7.4: Freigabe und Abfertigung von Waren: Risiko Management
Wie Sie sich beteiligen können
Sie arbeiten bei einem Unternehmen mit internationalen Lieferketten? Kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie mehr über das Projekt und die Deutsche Allianz erfahren möchten.