Kenia: Wachstumspotenziale der Fischerei-Industrie erschließen

KenTrade und die GIZ arbeiten zusammen, um das Potenzial des Fischhandels in der Seen-Region von Homa Bay und Migori zu erschließen
Kenias Fischerei-Industrie ist ein wichtiges Standbein für die nationale Wirtschaft[1]:
Sie trägt 0,5% zum nationalen Bruttoinlandsprodukt und
2% zu den nationalen Exporterlösen bei.

Die Industrie beschäftigt über 60.000 Fischer*innen direkt und geschätzte 1,2 Millionen Menschen (direkt und indirekt) entlang der Lieferkette.
Seit 2022 kooperieren die Kenya Trade Network Agency (KenTrade) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Rahmen der Deutschen Allianz für Handelserleichterungen, um das Handelspotenzial in Kenia zu stärken. Gemeinsam haben sie ein Projekt entwickelt, um die Exportprozesse für Fisch und Avocados zu vereinfachen. Der Zeit- und Kostenaufwand für grenzüberschreitenden Handel soll reduziert und somit das allgemeine Handelsklima verbessert werden. Bisher müssen Händler*innen eine Vielzahl von Stufen durchlaufen, bevor alle relevanten Genehmigungen erteilt wurden. Zu den Projektzielen gehören:
- Vereinfachung der Zolldokumente und Grenzformalitäten für Unternehmen und Regierungsinstitutionen.
- Geringere Kosten für Unternehmen, schnellere und sicherere Import- und Exportprozesse.
- Erhöhte Transparenz und Einhaltung von Vorschriften in Lieferketten.
- Verbesserte Bedingungen für den Zugang von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), mit entsprechend positiven Effekten auf den Handel im Allgemeinen, Investitionen und Arbeitsplätze.
Sensibilisierung für Import- und Exportprozesse in der Fischerei-Industrie
KenTrade und die GIZ organisierten im Februar 2023 Foren in Homabay Stadt (Bezirk Homabay) und beim Isebania Grenzübergang (Bezirk Migori). Bei den Veranstaltungen gewannen die Teilnehmenden praktische Einblicke in die Import- und Exportprozesse von Fischereierzeugnissen. Sie wurden Schritt für Schritt durch das Exportverfahren für Fisch aus Kenia in andere Länder geführt. Die Informationen sind für alle Händler*innen auch im KenTrade „Information Trade Portal“ (auch bekannt als InfoTrade Kenya) zu finden.
KenTrade Information Trade Portal (Info Trade Portal)
Die Webseite wird von der staatlichen Agentur KenTrade geführt. Sie veröffentlicht Informationen über den internationalen Handel in Kenia sowie über die Dokumentation von Handelsverfahren. Das aktuelle Projekt hat zum Ziel, die Anzahl der erforderlichen Schritte bei der Import- und Exportabfertigung zu reduzieren.
Eine von KenTrade geführte elektronische Plattform als zentrale Anlaufstelle für alle, die im internationalen Handel und in der Transportlogistik tätig sind. Sie ermöglicht den Unternehmen, Genehmigungen von Dokumenten digital einzureichen sowie Gebühren, Abgaben, Zölle, etc. auf importierte/exportierte Waren elektronisch zu bezahlen.
Die Veranstaltung bot zudem eine wertvolle Plattform für den Austausch von Erfahrungen im Fischereisektor, einschließlich „Best Practices“ und Herausforderungen. Zu den wichtigsten identifizierten Hindernissen gehören:
- Unzureichende finanzielle Mittel für die Zahlung erforderlicher Lizenzen, und für den Kauf von Fischereizubehör.
- Fehlender Zugang zu (digitalen) Informationen.
- Erschwerter Zugang zu internationalen Märkten, was zu unterdurchschnittlichen Preisen für Fisch führen kann.
- Zu wenige geeignete Lager- und Transport.

Es konnten bereits große Fortschritte bei der Vereinfachung von Handelsprozessen erzielt werden. Insbesondere die Einführung des Single-Window-Systems war ein wesentlicher Beitrag zur Transformation. Früher mussten Exportierende persönlich zum Zollamt gehen, um ihre Papiere von mehreren Behörden einzeln prüfen zu lassen. Das war nicht nur zeitaufwändig, sondern hatte negative Auswirkungen auf die Geschäftsabwicklung. Fisch ist ein leicht verderbliches Produkt, daher ist die Lagerung bis zur finalen Freigabe aller Dokumente mit hohen Kosten verbunden.
Die Veranstaltungen brachten Vertretende von KMUs sowie von Regulierungs- und Genehmigungsbehörden zusammen. Im Fokus der Foren standen die Herausforderungen und Chancen bei Fischexporten. KenTrade und die GIZ kooperieren weiterhin, um die Kapazitäten von KMUs in der Fischerei-Industrie der See-Region Homabay und Migori auszubauen.

Musonik Kipkurui Fisch-Kontrolleur, „Kenya Fisheries Services“, Regionalbüro Kisumu
„Nachdem wir unsere Services in das KenTrade System eingebunden haben, sind keine physischen Treffen mehr erforderlich. Unsere Kundschaft bucht die ausgehenden Warensendungen direkt in ihren Betrieben, und wir genehmigen sie von dort, wo wir sind. Ein weiterer Vorteil besteht für Sendungen, die am Wochenende freigegeben werden müssen. Die meisten Behörden sind am Wochenende geschlossen. Mit dem KenTrade System können wir aber jeden Tag und zu jeder Zeit diese Sendungen unkompliziert genehmigen. Wir können Flüge und Transporte zeitnah buchen, damit die Güter die Märkte rechtzeitig erreichen.“

Elizabeth Mwajuma Vorsitzende der „Nyaroya Beach Management Unit“ (BMU)
„Der See ist, was wir kennen und was wir seit unserer Kindheit sehen, wir beziehen unseren Lebensunterhalt von ihm. Bei der Veranstaltung haben wir gelernt, wie wir in andere Länder exportieren, sodass wir unsere Lebenssituation verbessern können. Ich werde meinen Kolleginnen und Kollegen vom KenTrade Portal erzählen und ihnen zeigen, wie wir es in unserer Fischereigemeinschaft nutzen können. Wir würden gerne mit KenTrade und der GIZ zusammenarbeiten, um mehr darüber zu lernen, wie wir unser Geschäft mit dem Fisch verbessern können. Im Moment arbeiten wir nur im Bezirk Homabay, und wir sehen, dass andere Bezirke beim Verkauf ihrer Fische Fortschritte gemacht haben. Wir möchten da gerne mithalten. Nun wissen wir mehr über KenTrade sowie den Import und Export von Fisch, wir möchten unsere Märkte erweitern und sogar weltweit exportieren.“

Mansur Abud
Fisch-Importeur am Isebania One Stop Border Post
„Ich bin 2010 nach Isebania gekommen und bin seitdem in der Fischerei-Industrie tätig. Ich habe als Kleinunternehmer angefangen. Als das Geschäft wuchs, habe ich mich in den Importsektor vorgewagt. Alle Unternehmen haben individuelle Herausforderungen: Notwendige Dokumente wie Import- und Exportgenehmigungen beantragen, das grundlegende Wissen über Steuern etc. aneignen. Es kam vor, dass ein Lastwagen aufgrund eines fehlenden Dokuments an der Grenze nicht freigegeben werden konnte. Dies führte normalerweise zu großer Frustration – und zu hohen Verlusten aufgrund der Verderblichkeit der Produkte.
2017 habe ich zum ersten Mal vom KenTrade Portal gehört. Alles wurde unkomplizierter. Erstens müssen Genehmigungen nicht mehr vor Ort erteilt werden, da Import- und Exportgenehmigungen über die Plattform bereitgestellt werden. Zweitens findet man alle Informationen über den Import und Export einer bestimmten Ware. Wir können die entsprechenden Genehmigungen online verfolgen und bezahlen. Das bietet uns den Vorteil, dass wir unsere Sendungen planen können, sobald sie an der Grenze ankommen.
Mein nächstes Ziel für die Zukunft ist, meinen Umschlag auf 6 Lastwagen in der Woche zu erhöhen. Langfristig will ich versuchen, meine Produkte auch über die Grenze hinweg zu verkaufen. Wir sind dankbar für KenTrade, solche Plattformen haben einen direkten Einfluss auf das Leben von Gewerbetreibenden wie ich.“
[1] Quelle: The status of Kenya Fisheries, Millenium Alliance for Humanity and the Biosphere, 2023
Bildquelle Header: GIZ/Dirk Ostermeier