Kenia: Avocado-Exporte durch vereinfachte Prozesse fördern

Nyeri und Kirinyaga County
In den letzten zehn Jahren werden in Kenia vermehrt Avocados angebaut. Die Avocado ist in der Landwirtschaft mittlerweile auch unter dem Namen „grünes Gold“ bekannt und gilt als besonders gewinnbringend. Sie ist nicht nur ein Nahrungsmittel, sondern auch eine ertragreiche Nutzpflanze mit einer Lebensdauer von bis zu fünfzig Jahren. Nach der Ernte kann die Frucht direkt verwendet oder in andere Formen verarbeitet werden, wie z.B. Avocado-Öl.

Avocados – Ein Sektor mit Potenzial
Die Avocado Society of Kenya fördert eine effiziente Produktion und Vermarktung von Avocados. Auf diese Weise soll die Rentabilität des Sektors sichergestellt werden. Obwohl der Avocado-Handel sehr profitabel ist, exportierte Kenia im Jahr 2021 nur 10 Prozent seiner Gesamtproduktion. Dies zeigt, dass das Marktpotenzial für Avocado noch nicht vollständig ausgeschöpft wird.
Zahlreiche Anforderungen, um Avocados zu exportieren
Vor diesem Hintergrund kooperieren die Kenya Trade Network Agency (KenTrade) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH über die Deutsche Allianz für Handelserleichterungen. Gemeinsam organisierten sie im März 2023 einen zweitägigen Workshop, um kenianische Exporte von Avocados zu fördern. Landwirt*innen und Händler*innen kamen in Nyeri und Kirinyaga County zusammen, um mehr über Exportprozesse und -anforderungen zu erfahren. Um den Austausch zu bereichern, nahmen an dem Forum auch Vertretende der County-Regierung von Nyeri und Kirinyaga sowie der nationalen Industrie- und Handelskammer (Geschäftsstelle Nyeri) teil.
Beide Foren hatten zum Ziel, Exportverfahren verständlicher zu machen. Die Teilnehmenden wurden Schritt für Schritt durch den Genehmigungsprozess geführt, wie er auch auf dem Informationsportal Ken Trade’s Information for Trade Portal Kenya (Info – Trade Ke) abgebildet ist. Die Plattform stellt alle notwendigen Informationen zu Handelsverfahren bereit. Derzeit sind 105 Produkte und 794 Exportprozesse auf dem Portal verzeichnet, darunter auch für Avocados.

In den Workshops zeigte sich, dass das gemeinsame Projekt aktiv dazu beiträgt, den Exportprozess für Avocados zu vereinfachen: Nach dem derzeitigen Stand wurden die notwendigen Schritte für die Ausfuhr als Luftfracht von 39 auf 35 und für Seefracht von 52 auf 47 reduziert.
Die Foren boten zudem die Gelegenheit, Herausforderungen im Avocado-Sektor aufzuzeigen. Die Hürden betreffen diejenigen, die bereits mit Avocados handeln oder noch vor dem Exportsektor zögern. Zu den wichtigsten Herausforderungen gehören:
- Zugang zu den Märkten und Anforderungen für verschiedene Bestimmungsländer
- Langwierige Verfahren und zahlreiche beteiligte Stellen/Behörden, hoher Bedarf für vereinfachte Ausfuhrverfahren
- Schulungsbedarf zur Pan-Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA), um die damit verbundenen Möglichkeiten ausschöpfen zu können
- Erleichterungen, um die landwirtschaftliche Produktion zu steigern
- Zugang zu finanziellen Mitteln, um die Produktion zu erweitern
- Zusätzlicher Umschlagplätze in den Bezirken und Qualitätssicherung in bereits Bestehenden

Mercy Mwihaki Mwangi
Teilnehmerin der Veranstaltung
„Ich bin Landwirtin für Kräuter, aber nach der heutigen Veranstaltung würde ich gerne in den Avocado-Anbau einsteigen. Allerdings erschwert die Geschlechterproblematik die Diversifizierung in andere landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die traditionelle Lebensweise und Kultur kann Frauen daran hindern, in Landwirtschaft in größeren Maßstäben zu betreiben. Ich habe ein Stück Land gemeinsam mit meiner Schwester geerbt. Aber die Großeltern bewirtschaften es, wir haben nur ein Stück Papier in der Hand – die Eigentumsurkunde. Wir können nichts dagegen tun, weil wir weiblich sind. Bei meinem Bruder wäre das anders. Denn weil ich verheiratet bin, denken sie, dass das erwirtschaftete Vermögen an meinen Mann gehen würde.
Heute habe ich viel gelernt: Unabhängig davon, wer man ist, kann man sich im Exportgeschäft engagieren – wenn man es auf die richtige Art macht, mit den notwendigen Zertifizierungen, Genehmigungen und Lizenzen“.

Martin Ndirangu
Vorsitzender der „Kenya National Chamber of Commerce“ (KNCCI), Nyeri Chapter
„Das heutige Forum war von großer Bedeutung – für diejenigen, die bereits in der Avocado-Landwirtschaft tätig sind und für diejenigen, die in den Export einsteigen wollen. Als KNCCI versuchen wir, die Probleme in der Landwirtschaft anzugehen, die den Einstieg in den Export behindern. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass Prozesse und Verfahren des internationalen Handels für Landwirt*innen nur schwer zu verstehen sind. In dieser Veranstaltung haben wir ihnen gezeigt haben, wie sie relevante Informationen für den Export finden können.“

Gideon Kamau Gichimu
Avocado-Exporteur
„Ich bin in das Avocado-Geschäft eingestiegen, weil es einen lukrativen Markt gibt. Ich verkaufe meine Produkte hauptsächlich über einen Verband, der sich um internationale und lokale Märkte kümmert. Bisher war der Zugang zu Informationen die größte Herausforderung. Heute habe ich gelernt, dass es möglich ist, auch ohne einen ‚Paten‘ weltweit zu exportieren.
Die Präsentation von KenTrade hat mir die verschiedenen Phasen aufgezeigt, die ich als Landwirt und angehender Exporteur durchlaufen muss; die Anforderungen, die ich erfüllen muss, die verschiedenen Behörden, an die ich mich wenden muss. Ich hoffe, dass ich in den nächsten drei Jahren in verschiedene Länder liefern und eine globale Marke im Avocado-Sektor werden kann.“
[1] Dies entspricht 14,48 Milliarden Kenia-Schilling
[2] Quelle: https://www.the-star.co.ke/business/kenya/2021-12-07-kenya-tops-africas-avocado-exports/
[3] Quelle: https://research.rabobank.com/far/en/sectors/fresh-produce/kenya-avocado-sector-growing-fast-but-still-growing-up.html
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